Sektionen des SFBs 1475
Die Teilprojekte des Sonderforschungsbereichs 1475 „Metaphern der Religion“ sind unterteilt in drei Sektionen, die den drei grundlegenden Quelldomänenbereichen entsprechen. So umfassen die Teilprojekte der Sektion A die „Domäne des Physischen“, die Teilprojekte der Sektion B behandeln die „Domäne des Geistes“ und die Teilprojekte der Sektion C widmen sich der „Domäne des Sozialen“.
Sektion A
In Sektion A, der „Domäne des Physischen“, liegt der Schwerpunkt auf der Semantik des physischen Raums und der Bewegung als Quellbereich für die Bildung religiöser Metaphern, insbesondere der religiösen Metaphorisierung von OBEN und UNTEN, VORNE und HINTEN, LINKS und RECHTS sowie VORHER und NACHHER. Dies betrifft z. B. religiöse Kosmologien und Praktiken der Weissagung, die sich an Himmelskörpern orientieren (OBEN), aber auch ein allgemeineres AUFWÄRTS-Streben, das mit der Lokalisierung von Heils- und Erlösungszuständen korreliert. Dabei denken wir z. B. an Berge (OBEN) als besondere Orte religiöser Praktiken oder an die Vorstellungen von Himmel (OBEN) und Hölle (UNTEN), einschließlich solcher räumlichen Variationen, wie sie in Dantes Reise durch Fegefeuer (OBEN), Hölle (UNTEN) und Himmel (OBEN) zu finden sind. Oder das antike Elysium, das sich zwar in der UNTERWELT befindet, aber dennoch irgendwie als OBEN vorgestellt wird. Eine zentrale Frage in dieser Sektion wird sein, wie Religion als spezielles Koordinationssystem physisch determinierten Raum (z. B. Berge, Himmel) und physisch determinierte Bewegung (z. B. Auf- und Abstieg) mit nicht-religiös determiniertem Sinn zusammenbringt und durch diese Kombination spezifisch religiösen Sinn erzeugt. Wir denken hier an soziale Statusattribute wie „hoher Status is OBEN“, politische Attribute wie „Macht ist OBEN“ oder die moralische Metapher „moralisch ist OBEN / unmoralisch ist UNTEN“. Innerhalb der physischen Domäne werden wir zwischen der unbelebten und der belebten Sphäre als zwei Subdomänen unterscheiden.
Sektion B
In Sektion B, der „Domäne des Geistes“, steht die anthropologische Semantik, insbesondere die religiöse Metaphorisierung von INNEN und AUSSEN, im Mittelpunkt. Dies betrifft vor allem die Entstehung und Entwicklung des inneren Selbst als kultische sowie religiös-moralische zentrale und erlösungsbedürftige Instanz. Weitere Aspekte sind Phänomene wie Ekstase („aus sich selbst herauskommen”), die Selbstbeobachtung von außen in Träumen oder Berichte über Himmelsreisen und Nahtoderfahrungen – insgesamt die Vorstellung vom Körper als „Gefäß” des inneren, religiösen Selbst oder als göttliches „Werkzeug“. Ebenso relevant sind Fälle der Anthropomorphisierung von Göttinnen und Göttern in Bezug auf ihre Gestalt sowie ihr inneres Gefühls- und Willensleben. Wir sprechen nicht vom „Mythos von Außen und Innen“; stattdessen betrachten wir die Unterscheidung zwischen mentalem INNEN und sozialem AUSSEN (und umgekehrt zwischen sozialem INNEN und mentalem AUSSEN) als metaphorisch konstituiert – wenn auch auf semantisch unterschiedliche Weise.
Sektion C
In Sektion C, der „Domäne des Sozialen“, wird die soziale Semantik als Ursprungsbereich religiöser Metaphern untersucht, insbesondere die religiöse Metaphorisierung des ZWISCHEN als einer dritten Entität, die Gegensätze vermittelt. Dazu gehören die religiös-metaphorische Deutung der Sprache als zentrales Kommunikationsmedium (und in manchen Religionen als Offenbarungsmedium), die religiöse Metaphorisierung des Verhältnisses zwischen Menschen und Göttinnen oder Göttern, die religiöse Metaphorisierung des Alltagslebens einschließlich seines Inventars als zwischenmenschliche Sphäre und die religiöse Metaphorisierung des Rechts als Sphäre des Umgangs mit zwischenmenschlichen Konflikten und der entsprechenden Unordnung.