Kurze Eröffnung durch das Koordinationsteam des SFB 1475, gefolgt von einem Metaphor Talk von Prof. Dr. Julia Stenzel (Leibniz Universität Hannover) mit dem Titel “Sterben für. Passion als Gabe und Stellvertretung”.
Im Juni 2020 zeigt das Theater an der Ruhr eine bemerkenswerte Videoinszenierung: Regisseur Ciulli erzählt von einer Aufführung des shi’itischen Spiels Ta’zieh in Teheran, das er als shi’itisches Passionsspiel beschreibt. Die Portraitaufnahme des berichtenden Ciulli wechselt ab mit Bildern und Zeitlupen-Videos, die auf einer Exkursion in den Iran entstanden sind.
Der Beitrag fokussiert Akte appropriativer Transformation, die sich auf die konzeptmetaphorische Generierung von funktionalem Leiden – Passion als ‚Leiden für‘ – beziehen. Leitend ist die Frage nach der Übertragbarkeit des christlichen Konzepts ‚Passion‘ und dessen Nachvollzug als Bewegung im Raum: Wo können aus spezifischen Szenologien und (theatralen) Körper-Raum-Verhältnissen konzeptmetaphorische Grundlagen zum Verständnis von Religion emergieren? Im Hintergrund stehen Metaphern als sprachlich manifestierbares Äquivalent für das ineffabile, in denen das Gewohnte und Alltägliche als Zugang zur Transzendenz reformulierbar wird. In der Konstellation von steter Vergewisserung zugänglicher Alltagsrealität und metaphorisch erschlossener Transzendenz sind metaphorische Prozesse funktional auf ‚religiöse‘Szenen und Performanzen zu beziehen.