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Gastwissenschaftler Andrei Desnitsky forscht zu sozialen Metaphern in der Bibel und deren interkultureller Übertragung

Seit Juni 2024 ist Andrei Desnitsky als Gastwissenschaftler am Centrum für Religionswissenschaftliche Studien (CERES) der Ruhr-Universität Bochum tätig. Sein Aufenthalt, der noch bis Mai 2025 dauert, ermöglicht ihm die Fertigstellung einer Publikation über das frühe Christentum sowie die Vorbereitung eines Projektantrags zur DFG-Förderung.

Forschungsschwerpunkte und akademische Laufbahn

Desnitsky wurde in Moskau geboren und verbrachte dort den Großteil seines Lebens. Er arbeitete am Institut für Orientalistik der Russischen Akademie der Wissenschaften (IOS) im Fachbereich Antiker Orient. Außerdem war er als Berater für das Bibelübersetzungsinstitut tätig, das sich mit Übersetzungen der Heiligen Schrift in Sprachen der ehemaligen Sowjetunion befasst. 
1997 promovierte Desnitsky am IOS mit einer Arbeit zur Übersetzungstechnik der Septuaginta im Kontext hellenistischer Poetik, in der er Gesänge und Segenssprüche im Pentateuch analysierte. Seine weitere Forschung widmete sich der Struktur biblischer Texte, was 2010 zur Habilitation mit einer Arbeit über die Natur und Funktion des biblischen Parallelismus führte. Aufgrund seiner bedeutenden wissenschaftlichen Beiträge wurde er 2015 zum Professor der Russischen Akademie der Wissenschaften ernannt. Dass Desnitsky eine besondere Expertise in der Theorie und Methodik moderner Bibelübersetzungen vorweisen kann, zeigt sich auch darin, dass er kürzlich eine eigene Übersetzung des Neuen Testaments ins Russische veröffentlicht hat.
Aufgrund seiner kritischen Haltung gegenüber dem Krieg in der Ukraine verließ Andrei Desnitsky Russland im Herbst 2022. Seitdem lebt er mit seiner Frau in verschiedenen Ländern, darunter Litauen, Montenegro und Deutschland. In der ersten Hälfte des Jahres 2024 war er als Gastwissenschaftler an der Universität Münster tätig, bevor er der Einladung des CERES gefolgt ist.

Forschungsprojekt zu Metaphern und soziale Institutionen im Neuen Testament

Am CERES widmet sich Desnitsky nun insbesondere der Ausarbeitung eines DFG-Förderantrags. In seinem Forschungsvorhaben untersucht er, wie soziale Metaphern des Neuen Testaments in Übersetzungen vor dem Hintergrund unterschiedlicher kultureller und religiöser Kontexte übertragen werden. Für seine Analyse zieht er russische, krimtatarische und aserbaidschanische Bibelübersetzungen heran, die er eingehend studiert hat. Da vergleichbare Studien in der Fachliteratur bislang kaum existieren, leistet sein Forschungsprojekt einen wichtigen philologischen als auch religionswissenschaftlichen Beitrag. Wir wünschen Andrei Desnitsky weiterhin eine produktive und erkenntnisreiche Zeit am CERES und viel Erfolg bei der Antragstellung bei der DFG.